Wir versuchen seit einiger Zeit schwanger zu werden, wann sollten wir eine Kinderwunschklinik- oder -Praxis aufsuchen?
Erst wenn sich bei bestehendem Kinderwunsch eine Schwangerschaft innerhalb eines Jahres nicht einstellt, sollten Sie sich Gedanken um eine Diagnostik oder um eine entsprechende Behandlung machen. Sie suchen dann zunächst Ihren Frauenarzt auf, bei dem die nachfolgenden Untersuchungen durchgeführt werden können. Erst, wenn es auch danach nicht zu einer Schwangerschaft kommt, wenden Sie sich an ein IVF-Zentrum (Kinderwunsch-Praxis oder-Klinik).
Zunächst sollten folgende Voruntersuchungen durchgeführt worden sein:
1. Messung der Basaltemperatur (die regelmäßig gemessene morgendliche Aufwachtemperatur), um zu erkennen, ob ein Eisprung vorliegt; in den ersten Tagen des Zyklus liegt die Körperinnentemperatur (im Mund oder im Darm gemessen) zwischen 36,5° und 37°C. Kurz vor dem Eisprung fällt die Temperatur ca. 0,1- 0,2 ° ab, um mit dem Eisprung um ca. 0,3° bis 0,5 °C zu steigen.
2. Unerlässlich ist zudem ein Spermiogramm (eine Samenuntersuchung). Diese muss bestimmten Qualitätsmaßstäben gerecht werden. Hierzu reicht es nicht, die Spermien nur unter dem Mikroskop zu beurteilen. Es kann günstig sein, eine solche Untersuchung bei einem Arzt für Hautkrankheiten, bei einem Andrologen (Arzt für Männererkrankungen) oder bei einem Urologen (Arzt für Blasen- und Nierenleiden) zu wiederholen, weil z.B. die Menge des Ejakulates, der pH-Wert (Säuregrad), die Konzentration und die Gesamtzahl der Spermien ebenso untersucht werden müssen, wie die Art der Beweglichkeit und die Morphologie (das Aussehen und der prozentuale Anteil fehlgebildete Spermien) und vieles andere mehr, das für eine exakte Diagnose wichtig ist. Dazu gehören auch biochemische Untersuchungen, insbesondere die Bestimmung des Fruktose- und Zinkgehaltes.
Wenn die Diagnose nicht Normozoospermie, sondern Oligozoospermie (zu wenige Spermien), Asthenozoospermie (mangelhafte Beweglichkeit der Mehrzahl der Spermien),Teratozoospermie (vermehrte Fehlformen) oder gar Azoospermie (keine Spermien nachweisbar) lautet, müssen weitergehende Untersuchungen beim Spezialisten erfolgen.
3. Auch Blutuntersuchungen auf Röteln, Masern, Mumps, Windpocken und Keuchhusten sollten erfolgen, um zu klären, ob Sie immun sind, ob also Antikörper nachweisbar sind. Ebenso ist auf Hepatitis B und C (Leberentzündung) und auf HIV (menschliche Immunschwäche, aus der sich AIDS entwickeln könnte) zu testen. Ggf. sollten vor einer Kinderwunschbehandlung entsprechende Impfungen durchgeführt werden.
Wenn weitere Untersuchungen der Frau nach ersten Behandlungen mit Clomifen eine niedrige Ostradiolkonzentration ergeben und auch die Ultraschall-Messung der Follikel im Eierstock eine unzureichende Stimulation anzeigen, ist eine Weiterbehandlung wenig erfolgversprechend, und Sie sollten Spezialisten in einer Kinderwunschpraxis oder – klinik aufsuchen.
Die Beratungen dort sind nicht immer einfach und können auch Ängste auslösen. Diesen Ängsten begegnet man am ehesten durch sachliche Aufklärung, ohne zu beschönigen:
Bitte machen Sie sich von vornherein klar, dass Ihnen dann eine häufig langwierige, aufwändige und durchaus nicht immer erfolgreiche Behandlung bevorsteht, die emotional zu verkraften sein muss und die auch eine Belastung der Partnerschaft bedeuten kann. Häufig werden in Kinderwunschpraxen und –kliniken die Erfolgschancen und die unmittelbaren körperlichen Risiken der künstlichen Befruchtung überbetont; über die Risiken und Belastungen aber, die z.B. aus einer möglichen Mehrlingsgeburt entstehen können, als auch über die emotionalen Belastungen wird zu diesem Zeitpunkt nicht immer gesprochen.